Historische und gegenwärtige Fotografie
Ab ca. 1900 stellte AGFA Rollfilme in industrieller Produktion her. Diese Filme konnten auch im Tageslicht einfach gewechselt werden und legten den Grundstein für den weiteren Weg der Fotografie in den Mainstream.
Dort angekommen war die Fotografie erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Klein- und Mittelformatkameras drängten auf den Markt. Langsam konnte sich auch die Mittelschicht leisten zu Familienfeiern oder besonderen Anlässen Fotos zu schießen. Ungefähr ab Mitte des 20. Jahrhunderts war die Fotografie für viele ein erschwingliches Hobby.
Nach dem Aufstieg der Digitalkameras in den 1990er Jahren fand die Fotografie vor allem durch die Sozialen Medien und die Entwicklung des Smartphones ab 2008 Einzug in den Alltag vieler Menschen. Es werden nicht mehr nur künstlerisch ansprechende Motive oder besondere Anlässe bildlich festgehalten, inzwischen teilt man seine täglichen Aktivitäten, Mahlzeiten oder das allzeit beliebte Selbstporträt, das Selfie, mit der gesamten Welt.
Subjektiv empfunden könnte man von einer „Entwertung“ der Fotografie sprechen. High End Smartphone Kameras, Fotodrucker und Druckstationen in Supermärkten haben auch die Luft für manchen Berufsfotografen dünn werden lassen. Fehlendes Wissen über Belichtung und Technik gleichen automatische Filter in den modernen Geräten aus, ein hoher künstlerischer Anspruch ist meist nicht gegeben.
Bei der historischen Fotografie spielten meist die Verfügbarkeit, technische Hürden und der vergleichsweise hohe finanzielle Aufwand eine Rolle. So kam es im späten 19. Jahrhundert zu der sogenannten „Post Mortem Fotografie“. Familien der unteren Mittelschicht, vorwiegend in England, konnten es sich oft nicht leisten, regelmäßig Fotos ihrer Kinder machen zu lassen. Kam es zu dem tragischen Fall, dass ein Kind verstarb, wurde oft der Fotograf gerufen, der noch schnell ein Erinnerungsfoto des toten Kindes schießen sollte. Diese Fotos waren meist so inszeniert, als würde das Kind noch leben. Auf diese Weise hatten die trauernden Eltern wenigstens ein Erinnerungsfoto.
Man erkennt an dieser eigentümlichen Praktik, wie wichtig es für den Menschen ist, ein Abbild von sich selbst oder geliebten Menschen zu besitzen. Auch in Zeiten vor der Fotografie war dieser Wunsch vorhanden, man denke an die Porträt-Malerei – meist ebenfalls nur gut betuchten Mitgliedern der Gesellschaft vorbehalten – oder an die frühen Höhlenmalereien.
Dieser Trend ist bis heute nicht abgebrochen und die meisten Fotos die heutzutage geschossen werden sind, manche mögen sagen „leider“, die Selfies. Die schiere Menge an Fotografien die man heutzutage mit einem „Tipp“ auf ein Smartphone in nahezu jeder Situation anfertigen kann, mag auch ein wenig den Wert des einzelnen Bildes beeinträchtigt haben. Viele von uns laufen mit tausenden Fotos in der Hosentasche herum, die vielleicht nicht mal je digital gesichert, geschweige denn ausgefertigt und in einem Album aufbewahrt werden.
Ein Foto eines geliebten Menschen – früher ein teures, wertgeschätztes Kleinod, heute ein oft schnell vergessenes Massenprodukt des digitalen Zeitalters.
Künstlerische und kulturelle Bedeutung der Fotografie
Man unterscheidet grob zwischen der ästhetischen Fotografie und der referentiellen Fotografie.
Die ästhetische Fotografie, ist die künstlerische Fotografie und hat als solche bereits seit ihren Anfängen als Vehikel für den Künstler gedient, eine Aussage zu transportieren. Mit Hilfe der künstlerischen Gestaltung, das Spiel mit Licht, Schatten und Komposition, was wurde wie fotografiert, versucht der Künstler eine Stimmung, eine Metapher, eine Aussage an den Betrachter zu transportieren. Diese Art der Fotografie hat immer das „Ich“ des Künstlers im Zentrum.
Die referentielle Fotografie hat die zentrale Aufgabe etwas bestmöglich zu dokumentieren. Qualität des Fotos, Erkennbarkeit und Bezeugung stehen im Mittelpunkt. Diese Art der Fotografie findet vor allem in der Berichterstattung Verwendung.
Beide Arten der Fotografie haben nichts an Bedeutung im Laufe der Jahrzehnte verloren. Der Mensch ist ein visuelles Wesen, so ist es natürlich, dass über ein visuelles Medium versucht wird innere Gedanken, Ängste und Zusammenhänge in der ästhetischen Fotografie auszudrücken. Ebenfalls verständlich ist es, dass der Mensch den „visuellen Beleg“ für zeitgeschichtliche Vorgänge sucht. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“.
Die wohl wichtigste Bedeutung beider Arten der Fotografie ist die „Dokumentation der Zeit“. Ereignisse, modische und philosophische Strömungen, politische Ausrichtungen usw. werden alle in beiden Formen, bewusst oder unbewusst, für die Zukunft konserviert, einer Zeitkapsel ähnlich.
Wissenschaftliche Forschung
Die Fotografie hat auch die wissenschaftliche Forschung bis heute nachhaltig verändert. Ein visuelles Dokumentationsmedium ist ein starkes Werkzeug im Aufdecken von grundlegenden Wahrheiten.
Man denke zum Beispiel an die Astronomie. Durch das Fotografieren von fixen Bereichen des Sternenhimmels in fixen Intervallen und dem Vergleichen der Aufnahmen, können die Bewegungen der Gestirne dokumentiert werden.
Mit Hilfe von Drohnenaufnahmen können Gletscherwanderungen dokumentiert werden.
Fotografien in anderen Lichtspektren ermöglichen tiefe Einblicke in die Beschaffenheit unserer Welt. Man denke zum Beispiel an Infrarotfotografie oder auch an Röntgenaufnahmen.
Durch die Fotografie können feinste Strukturen durch ein Mikroskop festgehalten und später ausführlich studiert werden.
Im Grunde ist jedes „bildgebende Verfahren“, welches zu Forschungszwecken eingesetzt wird, eine Art der Fotografie.
Sammeln und Bewahren von Fotografie
Alben schützen bereits seit Jahrzehnten erfolgreich klassische, analoge Fotografien vor dem Vergilben durch UV-Einstrahlung oder mechanischer Beschädigung. Diese Alben bewahrt man am besten in Archivboxen auf.
Wer besonders auf seine Fotos achten will, wischt mit einem trockenen Mikrofasertuch vorsichtig etwaige Fettrückstände (Fingerabdrücke) von der Oberfläche der Fotos.
Auch in Stadtarchiven sind ganze Sammlungen von Fotografien zu finden. So wie das Kasseler Stadtarchiv, welchem 2006 die gesamte Fotosammlung des Fotografen Eberth von dessen Familie bereitwillig zur Verfügung gestellt bekam. Somit ist gewährleistet, dass das traditionsreiche Fotoarchiv Eberth für die Zukunft erhalten bleibt.
Vernetzung und öffentliche Präsentation
Regional sollte man die Möglichkeit ergreifen mit dem Kulturverein in Kontakt zu treten, mit Ausstellern und Galeristen sprechen. Gibt es in deiner Region bekannte Fotokünstler, die man sich in der Rolle einer Art „Mentor“ vorstellen könnte? Versuche bei öffentlichen Veranstaltungen deine Werke präsentieren zu dürfen. Oft geben auch Banken in ihren Geschäftsräumen aspirierenden, jungen Künstler die Chance ein Publikum zu erreichen.
Spreche mit dem lokalen Tierschutzverein, biete an, für einen guten Zweck in Kooperation einen Fotokalender zu erstellen – auch so, oder mit ähnlichen Projekten, kannst du deine regionale Bekanntheit erhöhen.
Überregional, bzw. im Internet gibt es ausgezeichnete Möglichkeiten ein Publikum für seine Werke zu finden. Auf Stockfoto Plattformen wie zum Beispiel Adobe Stock, pixabay, depositphotos kannst du deine Werke zum Download anbieten und so mit deinen Fotos Geld verdienen. Die sozialen Medien, allen voran Instagram, Facebook und Twitter bieten auch die Voraussetzungen schnell viele Benutzer zu erreichen. Eine ansprechende Webseite als virtuelle Foto Galerie tut ihr übriges. Achte darauf „sichtbar“ zu sein.
Nutze Internetseiten wie deviantart, Facebook Gruppen, Vereine (wie das Kasseler Fotoforum) und Online-Foren um möglichst viel Aufmerksamkeit auf deine Werke und deine Webseite zu lenken. Gehe zu regionalen und überregionalen Fotoveranstaltungen, nimm an Wettbewerben teil, sei proaktiv und trete in direkten Kontakt mit Personen aus der Branche.
Galerien und Ateliers
Einige bekannte Fotogalerien in Deutschland:
- das Haus der Fotografie, Dr. Robert-Gerlich-Museum, 84489 Burghausen
- Bernheimer Fine Art Photography, 80333 München
- in focus Galerie, 50672 Köln
- Galerie Bugdahn und Kaimer, 40213 Düsseldorf
- Museum für Photographie, 38102 Braunschweig
- Galerie Renate Kammer, 20097 Hamburg
- Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V., 10963 Berlin
- Galerie Camera Work, 1000 Berlin
Die besten Foto Ateliers in Kassel:
- alex schmitt photography, Steinstückerweg 32, 34128 Kassel
- Foto Brilling Fotostudio, Frankfurter Straße 206, 34134 Kassel
- Fotostudio bildsucht Dennis Blechner, Wilhelmshöher Allee 82, 34119 Kassel
Fotografie in Kassel
Mit über 300 offiziell registrierten Berufsfotografen in Kassel und dem Förderverein „Kasseler Fotoforum“ wird deutlich, dass die Fotografie in Kassel einen hohen Stellenwert genießt. Dieser Verein organisiert Ausstellungen und bietet eine Plattform für Fotokünstler ihre Werke zu präsentieren.
- Die documenta, ins Leben gerufen durch Arnold Bode, findet alle fünf Jahre für jeweils 100 Tage in Kassel statt. Sie ist die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst und räumt auch der Fotografie immer wieder einen zentralen Platz ein. Die nächste documenta (15) findet vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 in Kassel statt.
- Einmal im Jahr, bereits seit 2009, wird der Kassel Dummy Award verliehen. Bei diesem Wettbewerb haben Fotokünstler die Gelegenheit ihr unveröffentlichtes Fotobuch einer Jury zu präsentieren. Neben der öffentlichkeitswirksamen Teilnahme, profitieren die drei Gewinner davon, dass ihr Fotobuch produziert und publiziert wird.
- Das Kasseler Dokumentarfilmfestival existiert seit 1983. Jährlich werden hunderte Dokumentationen und künstlerisch-experimentelle Kurzfilme präsentiert. Dieses Festival ist bereits international von Bedeutung. Als Preise winken reichlich publicity, Geldpreise und Produktionsstipendien.
Kasseler Fotoforum
Dieses Forum besteht seit April 2004 und ist seit November 2005 eine öffentliche Plattform für Fotografie, in Form eines gemeinnützigen Vereins.
Das Bewusstsein für dieses Medium und dessen künstlerische und kulturelle Bedeutung sollen gefördert werden. Zu diesem Zweck verfolgt das Fotoforum folgende Schwerpunkte:
- Betrieb einer Internetseite
- Ausstellungen fotografischer Arbeiten
- „Tag der Fotografie“ in Kassel
- Vorträge, Atelierbesuche, Portfolioschauen
- konservatorische Beratung von Museen, Privatpersonen und Archiven
- eigene Räumlichkeiten für Ausstellungen und als Treffpunkt
- fotografische Projekte und Wettbewerben
Damit wird an das alte, 1972 an der Kunsthochschule Kassel von Floris M. Neusüss gegründete Fotoforum angeknüpft.
Projekte und Wettbewerbe
Nationale Wettbewerbe:
- Deutsche Fotomeisterschaft
- Norddeutsche Fotomeisterschaft
- Süddeutsche Fotomeisterschaft
Internationale Wettbewerbe:
- GIP (German & International Photocup)
- Int. Collections Circuit
- Int. Andrej-Stenin-Fotowettbewerb
- Naturschätze Europas
Hallo, mein Name ist Christian. Ich habe meine Leidenschaft, die Fotografie, zu meiner Berufung gemacht und Sofortbildkamera Guru gegründet. Neben Sofortbildkameras findest du hier Tests, Vergleiche und Ratgeber zu den Themen Action Cam, Dashcam, Kinderkamera sowie 360 Grad Kamera. Viel Spaß beim Lesen 🙂